Ich hoffe das Thema ist hier richtig platziert. Ich hege schon seit längerem bzw. habe immer wieder die Gedanken, dass meine Tochter hochsensibel ist. Mittlerweile ist sie 11 Jahre alt und im Nachhinein betrachtet, treffen immer mehr "Eigenschaften" darauf zu. Bereits als Baby und im Kleinkindalter hat es sich bemerkbar gemacht. Als Baby war sie bei Geburtstagen oder bei viel Trubel schnell überfordert, ich musste den Raum mit ihr verlassen, damit sie zur Ruhe kam. Sie ist schon immer sehr gefühlsbeton, empathisch, willensstark.
Thema Kleidung und Essen ist bei uns schon immer eine Herausforderung. Bereits mit 2 Jahren wurde nicht alles angezogen, morgens Socken zu finden, die nicht stören war an der Tagesordnung. In der Grundschule wurde sie von der Lehrerin als Träumerin bezeichnet.
Mit dem Wechsel in die weiterführende Schule merke man, wie schwer ihr diese Veränderung gefallen ist, das altbewerte nicht mehr zu haben. Sich ist licht- und geruchsempfindlich. Sie diskutiert gerne bis ins letzte Detail und Hektik und Druck ruft schnell Stress in ihr hervor. Wir haben noch einen jüngeren Sohn, 6 Jahre alt. Insbesondere jetzt im direkten Vergleich fällt es mir immer deutlicher auf. Mit Beginn der Pubertät wird es nicht leichter im Umgang. Und auch eine der Lehrerin hat mich darauf angesprochen, ob es sein kann, dass sie hochsensibel ist.
Sie selbst sagt, sie mag keine Menschenmaßen, lehnt neues eher ab oder steht dem skeptisch gegenüber.
Ich werde eine Beratungsstelle aufsuchen, die ich bereits kenne und schon in Anspruch genommen habe. Einen Termin beim Kinderarzt um weitere Unterstützung zu bekommen, insbesondere um unsere Tochter zu unterstützen, wie sie mit manchen Situationen besser umgehen kann.
Hier aber meine Frage an Euch, welche Erfahrungen mit hochsensiblen, gefühlsstarken Kindern bestehen.
Ich freue mich auf Tipps und Anregungen.
herzliche Grüße
Löwen_Mama
Hallo Löwen_Mama,
Ihre Frage, die eine mögliche Hoch-Sensibilität Ihrer Tochter betrifft, passt hier gut, denke ich.
Sehe ich es richtig, dass Sie neu im Forum sind?
Dann ersteinmal: herzlich willkommen!
-
Nach dem, was Sie beschreiben, liegt mit Sicherheit eine hohe Sensibilität vor - und dass Sie Rat in der Ihnen bekannten Beratungsstelle und beim Kinderarzt/ärztin suchen, ist nur vernünftig.
-
So eine hohe Sensibilität oder "Hochsensibilität" : damit ist ja ein Syndrom benannt, das mannigfache Ursachen hat, wie so oft, wenn es um "normabweichende" und herausfordernde Erscheinungen und Verhaltensweisen geht.
Bei einem 11-jährigen Kind gibt es normalerweise eine ganz gute Chance, mit ihm zusammen nach Wegen zu suchen, die Schwierigkeiten einzugrenzen.
Es ist, wenn es selbst einen gewissen Leidensdruck verspürt, einer "Psychoedukation" gegenüber offen, d.h., einer Erläuterung der Schwierigkeiten, mit denen es zu kämpfen hat.
Also bedarf es erstmal der Einsicht: das ist etwas anders und das ist nicht ganz leicht in den Griff zu bekommen, aber auch nicht unmöglich.
-
Sicher helfen: Struktur und möglichst genaue Verabredungen: was die Kleidung betrifft, die Hygiene, die Ordnung der Sachen, die Reize, mit denen Ihr Kind einen Umgang lernen muss.
Wenn sie licht- und geruchsempfindlich ist, wird es immer außerhalb des kontrollierbaren Bereiches schwierig, das zu ändern.
Klar, es hilft enorm, wenn die Schule Verständnis entgegenbringt und im Rahmen ihrer Möglichkeit hilft.
Superwichtig ist es aber, dass Ihr Kind seine eigene Widerstandsfähigkeit stärkt, dass es sich nicht ganz ohnmächtig fühlt, wenn ihm etwas zuviel Stress verursacht.
In der Regel heißt das: Lernen, den Punkt zu erkennen, wo - auf Zeit - ein Rückzug oder eine Distanz nötig ist.
Dann Zeichen zu vereinbaren, auf die hin ihm Auszeiten (mit Rückkehr in die Gemeinschaft) gestattet sind.
-
Die Gefahr im Umgang mit hoher Sensibilität oder Hochsensibilität ist, nach meiner , eher privat-familiären , Erfahrung, dass man den Symptomen immer nachgibt - und dabei dem Kind keinen Gefallen tut, weil die Tendenz des Kindes dann eine Rückzugstendenz ist, um den Reizpunkten zu entgehen. Diese Gefahr droht. Das isoliert das Kind. Das rächt sich auf längere Sicht und tut ihm m.E. nicht gut.
Da muss so ein Zwischenweg gefunden werden.
Dafür braucht es unbedingt die Bereitschaft des Kindes, veränderungsbereit zu werden - sich nicht selbst festzulegen, dass irgendetwas für es unerträglich oder unzumutbar ist. Es muss nie dabei bleiben.
Und gleichzeitig (!) soll das Kind erfahren, dass es in seinen Schwierigkeiten gesehen verstanden und in ihrer Überwindung unterstützt wird.
-
Schließlich (ich bin ein "Systemiker"): was sagt Ihnen das Verhalten Ihres Kindes über Ihre gesamtfamiliäre Situation? - Braucht es da Veränderung? - Das ist auch einzubeziehen, denke ich.
-
Soweit als erster Impuls.
Andere, gerade erfahrenere Eltern oder selbst Hochsensible Persönlichkeiten (zu denen ich (mich) nicht zähle), sind eingeladen, Weiteres beizusteuern.
-
Lieben Gruß -
bke - Christian - Koch